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Beat Brüderlin,
* 1963 in Basel,
daselbst wohnhaft und arbeitend
als freischaffender Künstler
und
Gestalter/Texter.
Mitglied visarte.
_Gruppenausstellungen
play.song.lines, Projektraum M54, Basel, 2018
dock: Artists’ Window «en passant», 2013
Regionale11, Projektraum M54, Basel, 2010/2011
Gewürzmühle, Basel, 2009
Regionale9, Kunsthalle Palazzo, Liestal, 2008/2009
«Him Hanfang», Ausstellungsraum Klingental, 2008
Internationale Mail-Art Ausstellung Immenstadt (D), 2008
Galerie Karin Sutter, «Kleinformat», 2007/2008
Regionale8, Kunstverein Freiburg (D), 2007/2008
Ausstellungsraum Klingental, «unter 2000,–», 2006
«horror vacui», Basel, 2006
«A6+/Die Postkarte als Kunstobjekt», Portes Ouvertes, 2006
Regionale5, Städtische Galerie, Weil am Rhein, 2004
Projektraum M54 visarte, Basel, 2004
Liste02, Kasko, «SuperMarket», 2002
Regionale, Kunsthaus BL, 2000
Galerie frontstore, Basel, 2000
Weihnachtsausstellung Klingental, 1998/1999
art & cité, Porrentruy, 1998
Weihnachtsausstellung Klingental, 1997
Kantonale BL Kunstausstellung, 1996/1997
Projektraum M54 visarte, Basel, 1996
Weihnachtsausstellung Klingental, 1995/1996
Kantonale BL Kunstausstellung, 1994
Projektraum M54 visarte, Basel, 1994
Galerie das Labyrinth, Basel, 1994
_Einzelausstellungen
«Kalte Ente», (klima:eiskalt), Basel, 2006
Galerie frontstore, Basel, 2004
Baudepartement, Basel, 2002
Galerie frontstore, Basel, 2002
Galerie das Labyrinth, Basel, 1993/1995
Ghetto, Basel, 1993
Ankauf Kunstkredit Basel-Stadt, 1994
Gestaltung der «edition visarte region basel 2013» (Sonderkarten)
Installative Wandmalerei im Innenhof M54/visarte Basel 2016/17
Flyer- und Plakatgestaltung der Aktion «gimme shelter» 2019
_finde den Fehler Matthias Aeberli
Sprache ist Sprache und Bild ist Bild und Zeichnung ist Zeichnung. Sprache kann Text werden, eine Zeichnung mutiert zum Bild, das Bild kann sich mittels Malerei manifestieren. Meist wird Sprache dazu benutzt, Sachverhalte zu definieren, also auch Bilder zu fassen, wenn sich diese nicht auf den ersten Moment erschliessen. Oder sie dienen als Titel für Bilder. Dann kann man schneller zum nächsten Bild gehen. Nun sagt man auch schon: ein Bild sagt mehr als tausend Worte, was ich ziemlich seltsam finde: denn wie soll ein Bild etwas sagen? Sagen heisst sprechen können und dazu bräuchte es ein Organ wie den Mund. Dann gibt es noch diesen Begriff der Bildsprache, ein ebenfalls schwacher Versuch, das Geheimnis der Andersartigkeit, lautre, also die Trennung zwischen Auge und Ohr aufzuheben. Zu negieren, als wenn eines ohne das andere nicht existieren könnte. Aber es kann sehr wohl, beide können ganz unabhängig voneinander.
Jacques Derrida sagt: je nai quune langue, et cest pas la mienne.
Was passiert, wenn einer ganz offensichtlich all das zusammen konzipiert, eine sprachliche Aussage in Schrift umwandelt und gleichberechtigt eine Strichzeichnung dazusetzt und somit ein Bild, in diesem Falle ein Wandbild, eine Wandmalerei konstituiert? Wir sind schnell geneigt, den Text als Eselsleiter zur Zeichnung zu verstehen, werden aber bald feststellen, dass wir dabei nicht wirklich den künstlerischen Gipfel erklommen haben. Und es gibt noch mehr Ungereimtes: die ganze Arbeit besteht aus zwei verschiedenen Ebenen und die Schrift kommt in drei Typen daher und ist bearbeitet, auf der einen Ebene sie ist so grünblau wie der gesetzte Farbkörper, auf der anderen ist sie hellgrau und variiert mit zwei verschiedenen Schrifttypen, während die Zeichnungen ebenfalls zwei verschiedene, dunklere Grautöne aufweisen. Sie sehen, vor uns liegt eine weite Aussicht mit ganz viel disparatem Material.
Alles wird gut. Und: mach nur so weiter (Zitate Beat Brüderlin)
Nun trägt diese Wandarbeit doch auch einen Titel, dieser wiederum ist selbst Teil der Arbeit und der geht so –
finde den Fehler
Wenn Sie den Titel identifiziert und gefunden haben, stellen Sie fest, dass dabei die Schlusszeichen fehlen, es gibt da gar nichts mehr. Der Titel ist ein Imperativ, das ist entweder eine Befehlsform oder eine Aufforderung mit allen Schattierungen dazwischen. Dies wird gewöhnlich mit einem Ausrufezeichen abgeschlossen.
Ganz offensichtlich ist die Aufforderung des Künstlers an uns gerichtet, die wir hier seine Arbeit begutachten, betrachten und vielleicht auch bewundern. Das heisst, der Künstler hat etwas gemacht und jetzt schiebt er uns den Ball zu, jetzt sind wir an der Reihe. Sollen wir weiterzeichnen, Platz hätte es ja noch. Ich denke, das wäre definitiv ein Fehler. Multiple Autorschaft ist hier nicht gefragt.
Aber vielleicht helfen uns weitere Künstlerzitate weiter:
Spiel mit mir.
Es wäre auch anders gegangen.
das müssen Sie nicht wissen
Früh übt sich, wer ein Pony werden will.
fliegen können
(man muss sich zwingen)
Hätte ich einen Löffel, könnte ich es euch zeigen.
Das Stammfett wird sich durchsetzen.
endlich verstehen
rechtzeitig gehen
keine Ahnung
dieses Vibrieren
2 Chinesen,
3 Möglichkeiten
Bei Immanuel Kant, dem Philosophen und Vater des kategorischen Imperativs heisst es: Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde. Immanuel Kant
Oder Handle nach Maximen, die sich selbst zugleich als allgemeine Naturgesetze zum Gegenstande haben können. Immanuel Kant
Das tönt ganz nach einem Erfolgsrezept und man fragt sich, wieso es dann wieder so einfach doch nicht geht. Kant gibt dazu natürlich eine Erklärung, eine die wir selbst natürlich auch schon ahnen, da Begriffe immer absolut erscheinen, deren Manifestationen dann aber wieder aufgeweicht werden, bleibt der Imperativ ein Appell, man denke an die berühmtesten Imperative: die zehn Gebote im Alten Testament, wichtig noch immer als guidelines, aber in der Realität immer mit Ausnahmen versehen.
Der Mensch jedoch schöpft die Bestimmungsprinzipien seines Willens nicht allein aus Vernunft, er ist kein rein vernünftiges Wesen, sondern ein teilvernünftiges, ein mit einem sinnlich-affizierten Willen ausgestattetes partielles Vernunftwesen. Immanuel Kant
Das, was ausser der Vernunft noch seinen Willen bestimmt, sind nach Kant die Neigungen, Komponenten unserer sinnlichen Veranlagung, die auf dem «Gefühl der Lust und Unlust beruhen».
Und hierbei treffen Immanuel Kant und Beat Brüderlin aufeinander: beider Ansatz hat was mit Ethik, mit Moral zu tun. Und mit der Vernunft, welche man gemeinhin gerne voraussetzen möchte und mit welcher eigentlich alles, immer vorausgesetzt sie wird von allen auf dieselbe Art definiert, verstanden und ausgelegt, doch gar kein Problem wäre, Eigentumsverhältnisse, Umwelt, Flüchtlinge usw.
Das ist alles und noch viel mehr. (der König von Deutschland von Rio Reiser, 1986)
Ich schliesse mit einem weiteren, leicht abgewandelten Zitat des Künstlers: Möge dies als Hilfe für jene dienen, die nach Orientierung und unzweideutiger Klarheit in unserer an derlei Werten so armen Welt dürsten. (bjb)
(Matthias Aeberli, Ansprache zur Einweihung der Wandmalerei im Innenhof des M54, Basel, Mai 2016)
Ausschnitte Wandmalerei im Innenhof Mörsbergerstrasse 54, Basel, 2016
_en passant Eveline Schüep
«Fliegen können (man muss sich zwingen)» steht in grossen Lettern auf dem Schaufenster geschrieben – eine vermeintliche Auslegung des Bildes und Aufruf zugleich, das scheinbar Klare neu zu sehen: Der Luftmensch entpuppt sich als Schwimmer, der die Welt unter Wasser setzt oder das Fenster in ein Aquarium verwandelt. In dieser Arbeit von Beat Brüderlin aus der Reihe «Sonderkarten» sind Bild und Text gleichberechtigte Elemente, welche nicht eine zu entziffernde, ihnen inhärente Botschaft enthalten, sondern einen Raum eröffnen für Deutungen und Geschichten, die in den Betrachtenden und Passanten selbst liegen. Durch die Arbeit werden Gedankengänge zwischen dem Menschheitstraum des Fliegens und der Freiheit, dem Durchs-Leben-Schwimmen in den Grenzen des Möglichen und den eigenen Erinnerungen angestossen.
(Eveline Schüep, Kunsthistorikerin/Kunstvermittlerin. Zur Ausstellung «en passant» im dock: Basel, 2013)
Schaufenster dock: Basel, 2013
_Verwirrspiele Kerstin Richter
Wie Werkstattversuche kommen die Zeichnungen daher, ungeschminkte Ideen, nur von dem laufenden Imaginationsfluss geordnet. Sie ähneln dem schnellgeschriebenen Konzept vor der geschönten und sterileren Reinschrift. Das leicht vergilbte Papier und die Hintergrundölauflagen unterstreichen das scheinbar Zufällige und Prozesshafte.
Als Einzelbild sind sie nicht wirklich dekodierbar. Assoziationen an Figuren, Handlungen werden wachgerufen, doch bleiben sie schablonenhaft, erinnern bisweilen an Blaupapierpausen der Kindheit, die mühsamen Versuche die Grundstrukturen der abgebildeten Welt durch die Kopie ihrer Umrisse zu erfassen. Genau dieser Ordnungsversuch spiegelt sich denn auch in den immer wieder anzutreffenden Gitterstrukturen.
Kein Umriss, kein Fragment gewinnt dabei wirkliche Individualität, doch sind nicht gerade die Erinnerungsbilder unseres Gedächtnisses auch ähnlich schemenhaft, gesichtslos? Es geht nicht um die abstrahierten, das Ganze zusammenfassenden Zeichen, gleich den Piktogrammen – nein, die Einzelbilder tragen Spuren persönlicher Assoziationen in sich. Sie können wie Perlen aufgefädelt werden, die Reihenfolge dabei ist frei wählbar. Die Gruppe hat ein von der individuellen Persönlichkeit des Betrachtenden geprägtes Assoziationspotential, er kann damit spielen, wenn er will. Die Elemente, in ihrer quadratischen Form Bausteinen gleich, lassen sich immer wieder neu miteinander in Beziehung setzen.
Sie sind frei dafür, werfen den Betrachter jedoch oft auf seine Grenzen, die eigenen festverankerten Klischees zurück. Ist nicht dieses Fragment einer Gestalt in Haltung und Geste typisch weiblich oder jene Komposition Teil eines Bauplans und kalte Technik? Doch sobald die Klischees anspringen, ist auch die Irritation zur Stelle, wird die vermeintliche Lösung hintertrieben. Hier wird keine Botschaft vermittelt. Jeder derartige Versuch muss ins Leere laufen.
Die Gruppen, der Künstler nennt sie bewusst nicht Serien, changieren zwischen klarer Botschaft in starren Definitionen und der Beliebigkeit des Chaos. Sie bilden ein flexibles System zwischen beiden Polen. Nichts soll wirklich abgebildet, erfasst werden. Keine festlegbare Bildwahrheit wird wiedergegeben und doch ist das Sublime, die Überhöhung der Realität enthalten. Die Zeichnungen, wie auch die Bilder sind keine Karikatur.
(...) Die Bildtitel bedienen sich des gleichen Mechanismus der Irritation, laden ein zu Deutungen und werfen den Betrachter damit doch oft auf seine eigenen Denkstrukturen zurück. Wir sehen, was wir zu wissen glauben. Hier eine Einladung, darüber hinaus zu sehen.
(Kerstin Richter, Kunstwissenschaftlerin. Zur Ausstellung «Hauptsache Zeichnung» frontstore, 2004)
«Beat Brüderlin hat uns ein Wandbild gemalt. Ein hochformatiges Rechteck, drei Quadrate und einen kurzen Satz. Eine ganz und gar abstrakte Malerei mit Text suggeriert uns ein Ambiente, das wir alle kennen. Jetzt ist es ein Haus (ein Block) und es regnet.»
Max Grauli (aus den Texten zur Regionale11 im M54)
_Hilft uns das Schafsleuchten?
Die Serie der «Sonderkarten», der Zeichnungen mit Legenden auf Karton im Postkartenformat, entstand in den letzten Jahren neben den
«normalen» Zeichnungen als Ansammlung von Fundstücken, Alltagsnotizen, als Ideenspeicher, als Album kleiner Welterklärungsbilder.
Mögen sie als Hilfe für jene dienen, die nach Orientierung und unzweideutiger Klarheit in unserer an derlei Werten so armen Welt dürsten.
(bjb)
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